Gründungsjahre
1918 hatten Robert Bosch und Theodor Bäuerle eine bahnbrechende Idee: Bildung für alle! 1919 legten sie den Grundstein für die mittlerweile größte öffentliche, von der Stadt Stuttgart geförderte Weiterbildungseinrichtung Baden-Württembergs: Die volkshochschule stuttgart, kurz vhs.
1918 gründen Unternehmer Robert Bosch und Reformpädagoge sowie christlicher Gewerkschafter Theodor Bäuerle den Verein zur Förderung der Volksbildung in Stuttgart. 1919 wird die Volkshochschule Groß-Stuttgart eröffnet. Geschäftsstelle ist zu diesem Zeitpunkt die von Robert Bosch zur Verfügung gestellte Villa Dillmann in der Hölderlinstraße 56. Am 6. Oktober 1919 beginnt der Kursbetrieb. Die Kurse finden in Ermangelung eines eigenen Gebäudes in Stuttgarter Schulen statt.
Unter der Leitung von Carola Rosenberg-Blume wird die Frauenabteilung der Volkshochschule Stuttgart eröffnet. Die promovierte Wissenschaftlerin entwickelt ein international führendes Frauenbildungskonzept und macht die Volkshochschule Stuttgart über Württemberg und Deutschland hinaus berühmt.
1925 bis1933 leistet die Volkshochschule Stuttgart Pionierarbeit: Durch neue Unterrichtsformen und -inhalte setzt sie Zeichen in der Erwachsenenpädagogik.
Trotz Übernahme der Programmplanung und personeller „Säuberung“ durch die Nationalsozialisten versucht Theodor Bäuerle den Verein zur Förderung der Volksbildung zu retten. 1936 wird dieser schließlich aufgelöst und endgültig in die nationalsozialistische Organisation „Kraft durch Freude“ unter dem neuen Namen „Volksbildungsstätte Stuttgart“ integriert.
Neuanfang und Wachstum
Nach Ende des Krieges öffnet die Volkshochschule Stuttgart erneut – Ihr Angebot expandiert und sie vernetzt sich zunehmend.
Im Frühjahr 1946, nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes, wird die Volkshochschule Stuttgart wieder eröffnet und verfolgt ihr ursprüngliches Ziel – Bildung für alle zugänglich zu machen und damit nicht nur individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, sondern auch ein demokratisches Gemeinwesen zu schaffen und zu stützen – weiter.
Im Oktober eröffnet die Volkshochschule Stuttgart die „Abendoberschule“, später das „Abendgymnasium der Volkshochschule Stuttgart“. Mit dem neuen Angebot wird Menschen die Möglichkeit geboten, neben Familie und Beruf einen (höheren) Schulabschluss zu absolvieren.
Neben der kulturellen Bildung wird in den 70er und 80er Jahren die berufliche Weiterbildung ein stark expandierender Programmbereich. Zudem wird die Volkshochschule zunehmend kommunal eingebunden.
In den 90ern bekommt Bildung neuen Raum: Im Januar 1992 erhält die Volkshochschule mit dem TREFFPUNKT Rotebühlplatz ein eigenes Haus. 53 Räume stehen nun für Bildung zur Verfügung. Im Dezember 1993 zieht auch die Verwaltung um: Die Geschäftsstelle wird von der Villa Dillmann in die Innenstadt, Fritz-Elsas-Straße 46–48, verlegt.
1994 eröffnet die vhs am Puls der Zeit ein Zentrum für computerunterstützten Fremdsprachenunterricht. Als erste großstädtische Volkshochschule richtet sie außerdem den Fachbereich International/Interkulturell ein.
Nach dem Vorbild der ersten Frauenbildnerin der Volkshochschule, Carola Blume, wird die Frauenakademie mit Grund- und Hauptstudium gegründet. 1999 wird sie nach Carola Blume benannt.
(Bildungs-)politische Weiterentwicklung
In den 2000er Jahren entwickelt sich die vhs stuttgart weiter und gewinnt zunehmend an Bedeutung in der (Bildungs-)Politik und Gesellschaft.
2003 erhält die vhs stuttgart ihre erste Qualitätstestierung: Das Qualitätssiegel des VHS Verbands Baden-Württemberg.
2006 beauftragt die Stadt Stuttgart die vhs mit der Durchführung des Kulturprogramms im TREFFPUNKT Rotebühlplatz.
2010 folg die Neuorganisation der vhs stuttgart: Der Trägerverein der vhs stuttgart beschließt eine umfangreiche Satzungsreform. Geschäftsführung der vhs und Vorstand des Vereins werden zusammengeführt. Den Vorsitz des neuen Aufsichtsrats übernimmt Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster.
Als Reaktion auf die Auseinandersetzung rund das Thema Stuttgart 21 führt die vhs stuttgart im Oktober 2010 das vhs Bürger*innenfoyer ein. Bis heute ist die vhs für unterschiedlichste Themen und Interessen ein Ort der Begegnung und des Austauschs für alle Menschen.
Im Oktober 2014 erhält das Abendgymnasium Stuttgart ein neues Domizil in der Alexander-Fleming-Schule am Eckartshaldenweg. Es ist eines der modernsten Schulzentren in Stuttgart.
Jubiläumsjahre: Von Rückblick bis Weitsicht
Die vhs stuttgart ist etabliert: Ab 2017 feiert sie zahlreiche Jubiläen und besiegelt damit nicht nur ihr erfolgreiches Bestehen, sondern stellt auch ihre Zukunftsgewandtheit unter Beweis.
Der TREFFPUNKT Rotebühlplatz feiert am 17. Januar 2017 sein 25-jähriges Bestehen. Mit dem Jahresthema „Lernende Stadt – Lernen in der Stadt“ eröffnet die vhs stuttgart ein sich über zwei Jahre erstreckendes Bildungsexperiment, in dem neue zukunftsorientierte Angebote entwickelt und neue Arbeitsformen unter Beteiligung von Teilnehmenden, Dozent*innen und Mitarbeitenden erprobt werden.
Am 9. Oktober 2019 feiert die vhs stuttgart ihren 100. Geburtstag mit einem Festakt unter Beteiligung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens wird außerdem ein ganzjähriges Jubiläumsprogramm angeboten sowie ein umfassender Strategieprozess aufgesetzt, um die vhs in ihrem 100. Jahr gut für die Zukunft aufzustellen. Das entwickelte Strategiekonzept wird in der bald darauffolgenden Corona-Zeit erprobt sowie schließlich weiterentwickelt. Heute folgt das Konzept dem Leitsatz “Transformationsgesellschaften brauchen Bildung”. Unter diesem richtet die vhs stuttgart ihre Prozesse und Angebote stringent darauf aus, alle Bürger*innen sowie die eigene Organisation in einer sich schnell wandelnden, digitalisierten Umwelt aktiv teilhaben zu lassen und erfolgreich weiterzuentwickeln.
Anlässlich des 75. Jubiläums vom Volkshochschulverband Baden-Württemberg erhält die vhs stuttgart im August 2022 in der Kategorie „Inklusive Begegnungen für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt" den vhs.innovativ Preis. Als Anbieterin von inklusiven Bildungsangeboten ist die vhs stuttgart deutschlandweit führend und baut ihr Programm stetig aus.
Mit dem 30-Jahr-Jubiläum der vhs ökostation im Mai 2023, dem 25. Jubiläum der vhs Frauenakademie im Juni 2023 und dem Festakt anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Abendgymnasiums Stuttgart im November 2023 wird der Jubiläumsreigen fortgeführt. Die drei Geburtstage werden unter anderem im Rahmen eines Aktionstags im „Lernort Natur“ am Wartberg, mit kostenlosen Workshops der Frauenakademie oder einem abwechslungsreichen Abendprogramm an der Alexander-Fleming-Schule gebührend gefeiert.
Das Jahr 2024 steht ganz im Zeichen der Demokratie. Die vhs stuttgart engagiert sich dabei in vielerlei Hinsicht: Im Januar 2024 nehmen zahlreiche Mitarbeitende an der Kundgebung „Nie wieder ist jetzt“ teil, um für die Demokratie und gegen rechte Hetze einzustehen. Im April wird das Abendgymnasium Stuttgart als „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ausgezeichnet. Die Schulgemeinschaft setzt sich damit aktiv für ein gerechtes Lernumfeld und gelebte Demokratie im schulischen Kontext ein. Und auch mit diversen Veranstaltungen zur Kommunal- und Europawahl engagiert sich die vhs stuttgart für die Bedeutung der Demokratie – getreu ihrem Selbstverständnis, allen Menschen Bildung zu ermöglichen und von unterschiedlichen Perspektiven zu lernen.